
Am Montagabend, nachdem Flug und Hotel in Manila schon für Donnerstag gebucht waren, erfuhr ich von meinem Trip nach Toledo, um Manuel ‘Mawe’ Caballero zu besuchen. Dienstag früh ging es dann auch um 9 Uhr los, raus aus der Stadt und ab ins süwestliche Cebu (Island). – War zwar alles SEHR kurzfristig, aber die Chance, noch mal etwas intensiver ins DeCampo 1-2-3 Orihinal zu schnuppern, wollte ich mir dann doch nicht entgehen lassen.
Nach gut 2 Stunden Fahrt erreichten wir Mawes Haus und 10 Minuten später ging das Training auch schon los… Von 11 bis 16 Uhr. Das war nur auszuhalten, weil sein Haus direkt am Meer gelegen ist und der Wind die 38° C etwas ausgeglichen hat.
Mawes DeCampo 1-2-3, obwohl in vielen Punkten dem JDC-IO ähnlich, unterscheidet sich nach genauerem Hinsehen doch in einigen Aspekten von dem, was ich bisher kennen gelernt habe.
Sehr zu meiner Freude hat auch das DeCampo 1-2-3 ein niedergeschriebenes Curriculum. Obwohl darin natürlich immer nur die Basis des Stils zu sehen ist – ich mag es, zu wissen, wo ich im Programm bin! Mawe ist ein sehr offener Trainer, der das Training nicht in die Länge zieht, und so ging es überraschend schnell voran – durch das ganze Programm. Am Mittwoch wurde das ganze Programm wiederholt und im Anschluss die Anwendung am Gegner trainiert.
Das Programm ist sehr systematisch in 3 Stufen aufgebaut (1. Nur Einzelstocktechniken, 2. Auf Stufe 1 aufbauende Doppelstocktechniken und fortgeschrittene Einzelstocktechniken, 3. Kombinationen und Spezialtechniken mit 1 und 2 Stöcken) und lässt keine Langeweile aufkommen. (Allerdings war die eine Woche ohne Training wohl zu lange für meine Hände… Die Blasen sind wieder da.) Natürlich liegt auch bei Mawe der Schwerpunkt im Largo, aber es scheint noch mehr Techniken für den Medio-Bereich zu geben als im JDC-IO. Ansonsten sind die Grundprinzipien aber dieselben. Der Stil lebt von schnellen, kraftvollen Schlagkombinationen zu den richtigen Zielen, und so wird auch trainiert. Anders ist aber, dass es im DeCampo 1-2-3 noch richtige Blocks gibt (obwohl sie wohl nur als Basis dienen – ich habe Mawe nie statisch Blocken sehen) und dass neben dem Einzelstock auch mit 2 Stöcken trainiert wird.
Wie im DeCampo JDC-IO gibt es auch bei Maui vergleichsweise mehr Angriffstraining als in anderen Stilen wie Modern Arnis, Balintawak oder Doce Pares. Statt auf einen Angriff zu warten und dann aus dem Block heraus zu kontern, übt man mit Kombinationen und Finten Druck auf den Gegner aus, um ihn in die Defensive zu bringen. Wenn man Cebu besucht, sollte man unbedingt bei Mawe vorbeischauen – es lohnt sich auf jeden Fall.
Video: DeCampo 1-2-3 (“Schlaege” 1-7 specialized)
Ein besonderes Highlight für mich war auch seine Stocksammlung. Neben zahlreichen verschiedenen Rattan- und Hartholzstöcken in allen Dicken und Formen (rund, oval, flat) gab es auch einige sehr alte, geschnitzte Stöcke. Zum Teil aus Rattan, zum Teil auch aus Kamagong und einigen anderen Hölzern, die ich nicht zuordnen konnte. Einer der Kamagongsticks war über die gesamte Länge mit einem Muster versehen – ich will mir nicht einmal vorstellen, wie die das bewerkstelligt haben.
Auch einen der Stöcke seines Vaters gab es zu sehen, und die sind wirklich ungewöhnlich. Es handelt sich um etwa fingerdicke Rattansticks, die zwar schon fast federn, aber trotzdem erstaunlich fest sind. Nach genauerer Betrachtung des über die ganze Länge glatt geschliffenen Stocks konnte ich dann aber mehr als 12 Nodes zählen, was wohl die Zähigkeit erklärt. Wirklich gemeine Teile, die harmlos aussehen, aber mit ihrer minimierten Trefferflächer sicher verdammt wehtun.
Interessant war auch die Übernachtung in Toledo, in einer Art Truckermotel. Etwas gewöhnungsbedürftig, aber dafür gibt es ein warmes Abendessen für 30 Peso (also nicht mal 50 Cent). Schlimm war nur die (hier natürlich allgegenwärtige) Karaokeanlage – daran werde ich mich wohl nie gewöhnen.
Die Rückfahrt traten wir in einem der Minibus-Shuttles an. Als wir einstiegen, war der Kleinbus schon ziemlich voll, mit uns und dem Fahrer 8 Personen. Dann wurden die Notsitze ausgeklappt – 10 Personen. Mir hätte es ja gereicht, aber philippinische Effizienz ermöglichte noch mehr. Nach dem Motto „einer mehr geht immer“ wurden wir gestapelt, bis es am Ende 18 Personen waren. Dagegen ist es fast bequem, zu 7. auf einem Motorrad zu fahren!
Ps: Am Mittwoch besuchte uns ein Nachbar von Maui und demonstrierte seinen Stil, „Siete Henerales de Abanico“. Hier ein ganz kurzer Clip dazu.
Video: Siete Henerales de Abanico
Pps: Toledo, Cebu
